Lux am Arbeitsplatz: Was benötigt man im Realfall wirklich?

Die Frage nach der richtigen Beleuchtung begleitet fast jedes Büro, jede Werkstatt und jedes Labor. Immer wieder fällt dabei das Stichwort Lux am Arbeitsplatz. Offizielle Richtwerte sind hilfreich, doch im echten Alltag zeigen sich schnell Unterschiede zwischen Theorie und Praxis.

Norm vs. Realität

Normen wie die DIN EN 12464-1 empfehlen feste Werte, etwa 500 Lux für klassische Büroarbeit. Doch diese Standards basieren auf Durchschnittsszenarien. In Wirklichkeit bestimmen viele Faktoren, wie viel Licht tatsächlich sinnvoll ist:

🌐 Bildschirmarbeitsplätze braucht andere Lichtqualitäten als handwerkliche Präzision.

🌿 Tageslichtanteile verändern die Wahrnehmung enorm und reduzieren künstlichen Lichtbedarf an bestimmten Tageszeiten.

👥 Individuelle Vorlieben der Mitarbeitenden spielen eine entscheidende Rolle, die einen arbeiten lieber heller, die anderen fühlen sich in sanfterem Licht wohler.

Warum die Normen nicht das letzte Wort sind

Die Normen sind über die Jahre immer wieder angepasst worden, meist mit steigenden Anforderungen. Als Lichtplaner sehen wir diese Entwicklung teils kritisch, denn sie wirkt mitunter lobbygetrieben. Immer mehr Lux bedeutet nicht automatisch besseres Licht. Entscheidend ist die Qualität des Lichts und wie es im Raum wirkt.

Unsere Empfehlung

Die Antwort auf die Frage „Wie viel Lux braucht man am Arbeitsplatz?“ lautet: Es kommt darauf an. Kein Arbeitsplatz gleicht dem anderen. Wir analysieren den tatsächlichen Bedarf, immer im Zusammenhang mit der Architektur, den Materialien und dem vorhandenen Tageslicht. In Gebäuden mit großzügigem Lichteinfall wird oft weniger Kunstlicht benötigt, während tiefere Grundrisse oder Nordausrichtungen eine differenzierte Planung verlangen.

Licht ist subjektiv

Wie viel Licht jemand braucht, hängt nicht nur von der Tätigkeit, sondern auch von der Wahrnehmung ab. Unsere Augen verändern sich mit dem Alter, die Linse wird gelblicher, das Auge lässt weniger Licht durch. Ältere Menschen benötigen daher deutlich mehr Beleuchtungsstärke, um denselben Helligkeitseindruck zu erzielen.

Inklusive Lichtplanung

Ein Büro, das für alle funktioniert, berücksichtigt diese Unterschiede. Wir planen bewusst unterschiedlich helle Zonen, hellere Arbeitsbereiche, neutral ausgeleuchtete Kommunikationszonen und ruhigere, dunklere Räume für konzentriertes Arbeiten. So entsteht Inklusivität am Arbeitsplatz, ein Umfeld, das auch neurodivergenten Teams gerecht wird und unterschiedliche Wahrnehmungen respektiert.

Praxisbeispiele

Design-Ateliers profitieren oft von rund 750 Lux, um Materialien und Farben präzise wahrzunehmen.

⚙️ Fertigungsbereiche brauchen punktuelle Ausleuchtung von bis zu 1.500 Lux, während die Umgebungsflächen dunkler bleiben dürfen.

💻 Co-Working-Spaces setzen auf flexible Steuerungen, damit jede Person ihr Lichtniveau individuell anpassen kann.

Lichtplanung heißt, den Menschen zu verstehen

Lux am Arbeitsplatz ist kein starrer Wert, sondern ein Spannungsfeld zwischen Norm, Architektur und individueller Wahrnehmung. Wer nur auf Tabellen vertraut, verfehlt die eigentliche Aufgabe, Licht so zu gestalten, dass es Funktion, Wohlbefinden und Atmosphäre verbindet.

Oder, wie Sabine De Schutter es sagt:

„Licht zu planen bedeutet, Räume so zu gestalten, dass sich jeder Mensch gesehen fühlt – unabhängig von Alter, Wahrnehmung oder Norm.“

Ein modernes Büro braucht also keine pauschalen Lösungen, sondern ein sensibles Zusammenspiel aus Tageslicht, Material, Farbe und Wahrnehmung. Gute Lichtplanung schafft Balance, zwischen Effizienz und Empathie, zwischen Technik und Kultur.

👉 Erfahren Sie, wie professionelle Lichtplanung Arbeitsplätze in inspirierende Umgebungen verwandelt.

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Sabine De Schutter

Founded in Berlin in 2015 by Belgian born Sabine De Schutter, Studio De Schutter reflects the strong belief that architectural lighting design is much more than just lighting up the built environment.

As independent lighting designers, the studio's focus is on user-centred design, because design is about creating meaningful spaces that positively affect people's lives. Studio De Schutter work focuses on creative lighting for working spaces, custom fixtures for heritage buildings to workshops and installations for public space.The studio's motto = #creativityisourcurrency

Sabine teaches at the HPI d.school, Hochschule Wismar, is an IALD member and the ambassador for Women in Lightingin Germany.

Studio De Schutter wurde 2015 von der in Belgien geborenen Sabine De Schutter (*1984) in Berlin gegründet. Die in Berlin lebende Designerin studierte Innenarchitektur in Antwerpen und Barcelona, hat einen zweiten Master-Abschluss in architektonischem Lichtdesign (HS Wismar) und studierte Design Thinking an der HPI d.school in Potsdam.

Das Studio De Schutter zeigt, dass es beim architektonischen Lichtdesign darum geht, Wahrnehmung zu formen und Erfahrungen zu schaffen. Für Studio De Schutter geht es beim Lichtdesign darum, eindrucksvolle Umgebungen zu schaffen, die das Leben der Menschen positiv beeinflussen. Der Benutzer steht im Mittelpunkt ihres Ansatzes und deshalb lassen sie und ihr Team sich nicht durch konventionelle Beleuchtungsstandards einschränken. Sie arbeiten eng mit ihren Kunden zusammen, um die Vision des Projekts und die Nutzerbedürfnisse zu verstehen und sie mit Licht zu akzentuieren. Das Studio De Schutter hat kreative Lichtlösungen für Arbeitsumgebungen, Lichtkunstinstallationen und kundenspezifische Leuchten in seinem Portfolio. Heute ist es ein vierköpfiges Team von internationalen Power-Frauen, die sich alle leidenschaftlich damit, wie Licht den Raum, die Erfahrungen und Emotionen formt, beschäftigt.

Sabine De Schutter lehrt an der Hochschule Wismar und ist Botschafterin für Women in Lighting (https://womeninlighting.com) in Deutschland.

https://www.studiodeschutter.com
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