Wie viel Lux am Arbeitsplatz?
Als Lichtplaner mit Büros in Berlin und Antwerpen erleben wir täglich, dass die Frage nach der richtigen Beleuchtungsstärke nicht mit einer simplen Zahl zu beantworten ist. Entscheidend ist das Zusammenspiel von Funktion, Atmosphäre und Nachhaltigkeit, nur so entstehen Arbeitswelten, die Effizienz und Wohlbefinden gleichermaßen fördern.
Die Frage „wieviel Lux am Arbeitsplatz?“ klingt zunächst simpel, doch die Antwort ist komplexer, als es der oft zitierte Wert von 500 Lux vermuten lässt. Denn Menschen sehen nicht in Lux. Alles, was wir sehen, ist reflektiertes Licht. Licht ist nicht nur eine Frage der Helligkeit, sondern auch der Tätigkeit, der Umgebung, der Materialien und Farben, kurz: der Wahrnehmung.
Warum 500 Lux nicht immer die Lösung ist
In vielen Normen und Empfehlungen taucht die Zahl 500 Lux als Standardwert für Büroarbeitsplätze auf. Doch dieser Wert ist nur ein Richtwert. Er berücksichtigt durchschnittliche Tätigkeiten wie Lesen, Schreiben oder Arbeiten am Bildschirm. Lux ist normgetrieben und sagt wenig über Wohlfühlen aus, das tatsächliche Helligkeitsempfinden hängt stark von Materialien und Farben ab.
In der Praxis hängt die optimale Beleuchtungsstärke von mehreren Faktoren ab:
✨ Art der Tätigkeit – filigrane Arbeiten, etwa in Laboren oder Werkstätten, benötigen deutlich mehr Licht (bis zu 1.000 Lux oder mehr). Für kreative Zonen, Pausenbereiche oder entspannungsorientierte Arbeitsplätze können dagegen 300 Lux völlig ausreichend sein.
🌿 Atmosphäre und Wohlbefinden – zu helles, gleichförmiges Licht kann ermüden. Dynamische Lichtkonzepte mit unterschiedlichen Zonen steigern die Konzentration und das Wohlbefinden.
⚡ Tageslichtintegration – Arbeitsplätze mit viel natürlichem Licht benötigen weniger künstliche Beleuchtung.
♻️ Nachhaltigkeit – jede unnötige Erhöhung der Lux-Zahl bedeutet mehr Energieverbrauch. Ein differenziertes Lichtkonzept spart Ressourcen.
Lichtplanung heißt Wahrnehmung steuern
Eine Lichtberechnung ist keine Lichtplanung. Sie ist lediglich ein Nachweis darüber, wie viel Licht auf der Arbeitsfläche ankommt, sagt aber nichts über die Lichtwirkung aus. Als Lichtplaner planen wir Wahrnehmung, Wohlfühlen und Norm, alles im Einklang. Oder wir hinterfragen Normen und beraten unsere Bauherr:innen, wenn es um das richtige Gleichgewicht zwischen Messwert und Emotion geht.
Oder, wie Sabine De Schutter es formuliert:
„Licht zu planen bedeutet, emotionale Logik zu schaffen – ein Gleichgewicht zwischen Zahlen und Gefühl, zwischen Technik und Intuition.“
Licht soll man erleben, nicht nur berechnen. Deshalb sind Bemusterungen und reale Lichtproben für uns ein zentraler Teil jedes Projekts. Erst wenn Licht eine Geschichte erzählt, wird es Teil der Identität eines Ortes.
Ein moderner Arbeitsplatz benötigt deshalb mehr als nur eine Zahl, er braucht ein durchdachtes Konzept, das Funktion, Atmosphäre und Nachhaltigkeit verbindet. Gute Lichtplanung bedeutet, Verantwortung zu übernehmen: für Energie, für Wahrnehmung, für Menschen.
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