Fledermausfreundliche Beleuchtung – wenn Nachhaltigkeit im Dunkeln beginnt
Die Nacht ist kein leeres Schwarz. Sie ist Lebensraum, Orientierung und Schutz für unzählige Arten, darunter auch Fledermäuse. Doch dort, wo künstliches Licht die Dunkelheit dominiert, verändert sich ihr Verhalten. Jagdwege verschwinden, Quartiere werden aufgegeben, ganze Populationen geraten unter Druck.
Für uns als Lichtplaner in Berlin bedeutet das: Nachhaltigkeit beginnt nicht erst am Tag, sondern in der Nacht.
🦇 Warum Fledermäuse unsere Aufmerksamkeit verdienen
Fledermäuse sind ein zentraler Bestandteil gesunder Ökosysteme. Sie kontrollieren Insektenpopulationen, sichern damit das Gleichgewicht in der Natur und wirken als Frühwarnsystem für Umweltveränderungen. Werden sie durch künstliches Licht in ihrem Verhalten gestört, zeigt sich daran ein größeres Problem: Unsere Eingriffe in die Nacht wirken weit über eine Tierart hinaus. Fledermäuse zu schützen bedeutet daher, Biodiversität und Lebensqualität gleichermaßen zu erhalten.
🔦 Warum Licht für Fledermäuse problematisch ist
Fledermäuse orientieren sich mit hochsensibler Echoortung. Licht kann sie irritieren, ihre Flugrouten zerschneiden und Insekten von den gewohnten Jagdgebieten abziehen. Besonders kaltweißes oder blauhaltiges Licht wirkt wie eine unsichtbare Barriere. Was für uns ein Sicherheitsgefühl erzeugt, bedeutet für die Tiere oft Gefahr und Stress.
Typische Fehler bei Außenbeleuchtung
Dauerbeleuchtung statt gezielter Steuerung
Hohe Lichtintensität, die weit über das notwendige Maß hinausgeht
Kühle Farbtemperaturen, die Insekten und damit auch Fledermäuse stark beeinflussen
Ungeschützte Leuchten, die in alle Richtungen abstrahlen
Diese Fehler sind weit verbreitet – und dabei leicht vermeidbar.
Prinzipien für fledermausfreundliches Licht
Nachhaltige Lichtplanung denkt Dunkelheit mit. Dazu gehört:
Warmtonige LEDs (idealerweise < 2200 Kelvin)
Gerichtetes Licht nach unten statt Streuung in den Himmel oder ins Grün
Intelligente Steuerung mit Sensoren, die Licht nur dann aktivieren, wenn es gebraucht wird. Das Licht soll Saft an oder ausgehen um die Tieren nicht zu schrecken.
Rücksicht auf sensible Zonen wie Gewässer, Waldränder oder Quartierstandorte. Das soll Licht ganz vermieden werden.
So entstehen Atmosphären, die Sicherheit für Menschen bieten, ohne die nächtliche Biodiversität zu gefährden.
Als Lichtplaner setzen wir uns ein für Schutz der Nacht und versuchen aktiv über die Gefahren von Lichtverschmutzung hinzuweisen.
🌌 Verantwortung von Lichtplanern
Wir glauben: Lichtgestaltung heißt Wahrnehmung gestalten. Wer mit Licht Räume definiert, trägt Verantwortung für das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Kultur. Fledermausfreundliche Beleuchtung ist kein Nischenthema, sondern Teil einer nachhaltigen Haltung. Sie zeigt, dass gutes Licht nicht nur funktioniert, sondern schützt.
🌙 Ein neuer Blick auf Dunkelheit
Fledermausfreundliche Beleuchtung fordert uns dazu auf, Dunkelheit nicht nur als Abwesenheit von Licht zu betrachten, sondern als wertvolles Gestaltungselement. Wenn wir Licht gezielt reduzieren, entsteht nicht weniger Raumqualität, im Gegenteil: Es entsteht ein subtileres, vielschichtigeres Erlebnis. Dunkelheit schafft Tiefe, Ruhe und eine Bühne für das, was wirklich sichtbar sein soll.
✨ Zukunft der nachhaltigen Lichtplanung
In Zeiten, in denen Städte immer heller werden, kann bewusste Lichtplanung ein kraftvolles Statement setzen. Wer Fledermäuse schützt, schützt gleichzeitig Artenvielfalt, Ökosysteme und Lebensqualität für Menschen. Denn nachhaltige Lichtkonzepte verbinden ökologische Verantwortung mit kulturellem Mehrwert, sie zeigen, dass ein respektvoller Umgang mit der Nacht unsere Städte nicht ärmer, sondern reicher macht.
„Nachhaltiges Licht bedeutet nicht, mehr zu leuchten – sondern bewusst zu entscheiden, wo Dunkelheit wertvoller ist als Helligkeit.“ – Sabine De Schutter