Wie viel Lux braucht man am Arbeitsplatz? Eine Tabelle mit allen Richtwerten

Einleitung

Licht ist weit mehr als bloße Funktion. Es ist Atmosphäre, Identität und ein entscheidender Faktor für Wohlbefinden und Gesundheit. Wer im Büro, in der Werkstatt oder im Labor konzentriert und komfortabel arbeiten möchte, stellt sich oft die Frage: Wie viel Lux braucht man eigentlich. In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die offiziellen Richtwerte, ordnen sie in den planerischen Kontext ein und zeigen, warum maßgeschneiderte Lichtkonzepte über starre Zahlen hinausgehen.

🧑‍💻 Über uns als Studio De Schutter

Als Lichtplaner in Berlin verbinden wir technisches Wissen mit atmosphärischem Anspruch. Für uns ist Licht nicht nur Mittel zum Zweck, sondern Teil der Raumidentität. Gerade in Arbeitsumgebungen geht es darum, Wahrnehmung, Funktion und Wohlbefinden in Einklang zu bringen. Normen und Richtwerte bieten Orientierung, doch wir wissen: Licht ist subjektiv. 100 Lux in einem weißen Flur wirken völlig anders als 100 Lux in einem dunklen Flur. Deshalb entwickeln wir Konzepte, die auf Menschen, Räume und Tätigkeiten zugeschnitten sind.

✍️ Was bedeutet Lux und welche Normen gelten

Lux beschreibt die Beleuchtungsstärke – also wie viel Licht pro Fläche auftrifft. In Deutschland geben vor allem die DIN EN 12464-1 (Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen) und die ASR A3.4 (Arbeitsstättenrichtlinie) Empfehlungen und Vorgaben. Wichtig: DIN-Werte sind nicht bindend, sondern Empfehlungen. Gesetzlich maßgeblich ist die ASR A3.4.

Gleichzeitig gilt: Normen und Luxwerte sind nicht alles. Sie geben Mindeststandards vor, sagen jedoch wenig über das tatsächliche Empfinden aus. Manche Menschen konzentrieren sich besser bei 500 Lux, andere fühlen sich in einem etwas dunkleren Umfeld wohler. Deshalb berücksichtigen wir auch Faktoren wie Blendfreiheit, Gleichmäßigkeit, Farbwiedergabe (CRI), Lichtfarbe und die Wechselwirkung mit Tageslicht.

📏 Lux-Tabelle: Empfohlene Werte je Tätigkeit

Tätigkeit oder Bereich Empfohlene Beleuchtungsstärke in Lux Hinweise
Büroarbeit mit Bildschirm, Schreiben, Lesen 500 Standardwert für konzentrierte Tätigkeiten
Büro allgemein, Umgebungsbereiche 300 Ergänzende Grundbeleuchtung
Flure, Verkehrsflächen innen 100 Mindestwert für sichere Orientierung
Treppen innen 100 Empfohlene Beleuchtung zur Sicherheit
Waschräume, Toiletten, Umkleiden 200 Einheitliche Grundhelligkeit
Lager mit Leseaufgaben 200 Orientierung und sichere Arbeit
Leichte Montage, Werkstätten 300–500 Abhängig von Tätigkeit und Anspruch
Mittelfeine Montage, Elektrotechnik, Schalttafelbau 500–750 Je nach Präzision der Sehaufgabe
Feinmechanik, Qualitätskontrolle, Prüftechnik 750–1000 Hohe Anforderungen an Sehgenauigkeit
Farbprüfung, Inspektion sehr feiner Aufgaben ≥ 1000 Sehr hohe Farbtreue (CRI > 90) notwendig

🛠️ Worauf es bei der Umsetzung ankommt

  • Gleichmäßigkeit: Die Norm fordert eine Gleichmäßigkeit von mindestens 0,6 am Arbeitsplatz. In der Praxis passen wir diese an, je nachdem, was als angenehm empfunden wird.

  • Blendfreiheit: Vor allem bei Bildschirmarbeit entscheidend, damit Augen nicht ermüden.

  • Tageslichtintegration: Natürliches und künstliches Licht sollten sich ergänzen – für Energieeffizienz und visuelle Qualität.

  • Anpassbarkeit: Dimmbare, zonierte Systeme ermöglichen unterschiedliche Lichtstimmungen für verschiedene Tätigkeiten.

  • Farbwiedergabe und Lichtfarbe: Neben der Helligkeit ist die Qualität des Lichts entscheidend. Ein hoher CRI sorgt für realistische Farbwahrnehmung, wichtig z. B. bei Design, Druck oder Qualitätskontrolle.

  • Inklusion und Vielfalt: So wie es laute und leise Zonen gibt, sollte es auch helle und gedimmte Bereiche geben. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Bedürfnisse.

Fazit

Für Standardbürotätigkeiten gilt 500 Lux als Orientierung. Für handwerkliche oder visuell sehr anspruchsvolle Aufgaben können 750 bis 1000 Lux oder mehr sinnvoll sein. Doch reine Zahlen schaffen noch keine gute Beleuchtung. Entscheidend ist eine Planung, die Raum, Tätigkeit, Tageslicht und individuelle Bedürfnisse berücksichtigt.

Als Lichtplaner:innen wissen wir: Wahrnehmung von Licht ist relativ. Alles, was wir sehen, ist reflektiertes Licht – und dieses wird von jedem Menschen anders erlebt. Manche konzentrieren sich besser in einem hell ausgeleuchteten Raum, andere finden Ruhe und Fokus in gedimmter Umgebung. Gute Arbeitsbeleuchtung bedeutet deshalb Vielfalt: helle Zonen, die Energie geben, und ruhigere Zonen, die Rückzug ermöglichen.

Die Kombination aus Luxwerten, Gleichmäßigkeit, Blendfreiheit, hoher Farbwiedergabe und flexibler Steuerung bildet das Fundament. Aber erst durch das Verständnis für Menschen, Räume und Atmosphären wird aus Technik ein Konzept, das funktioniert.

Oder wie Sabine De Schutter es beschreibt: Licht zu gestalten bedeutet, Wahrnehmung zu definieren. Damit wird Beleuchtung nicht zur reinen Normerfüllung, sondern zum kulturellen und atmosphärischen Faktor, der Arbeit menschlicher, gesünder und inspirierender macht.

Wie viel lux am Arbeitsplatz, beispiel büro, designed von studio de schutter.png
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Sabine De Schutter

Founded in Berlin in 2015 by Belgian born Sabine De Schutter, Studio De Schutter reflects the strong belief that architectural lighting design is much more than just lighting up the built environment.

As independent lighting designers, the studio's focus is on user-centred design, because design is about creating meaningful spaces that positively affect people's lives. Studio De Schutter work focuses on creative lighting for working spaces, custom fixtures for heritage buildings to workshops and installations for public space.The studio's motto = #creativityisourcurrency

Sabine teaches at the HPI d.school, Hochschule Wismar, is an IALD member and the ambassador for Women in Lightingin Germany.

Studio De Schutter wurde 2015 von der in Belgien geborenen Sabine De Schutter (*1984) in Berlin gegründet. Die in Berlin lebende Designerin studierte Innenarchitektur in Antwerpen und Barcelona, hat einen zweiten Master-Abschluss in architektonischem Lichtdesign (HS Wismar) und studierte Design Thinking an der HPI d.school in Potsdam.

Das Studio De Schutter zeigt, dass es beim architektonischen Lichtdesign darum geht, Wahrnehmung zu formen und Erfahrungen zu schaffen. Für Studio De Schutter geht es beim Lichtdesign darum, eindrucksvolle Umgebungen zu schaffen, die das Leben der Menschen positiv beeinflussen. Der Benutzer steht im Mittelpunkt ihres Ansatzes und deshalb lassen sie und ihr Team sich nicht durch konventionelle Beleuchtungsstandards einschränken. Sie arbeiten eng mit ihren Kunden zusammen, um die Vision des Projekts und die Nutzerbedürfnisse zu verstehen und sie mit Licht zu akzentuieren. Das Studio De Schutter hat kreative Lichtlösungen für Arbeitsumgebungen, Lichtkunstinstallationen und kundenspezifische Leuchten in seinem Portfolio. Heute ist es ein vierköpfiges Team von internationalen Power-Frauen, die sich alle leidenschaftlich damit, wie Licht den Raum, die Erfahrungen und Emotionen formt, beschäftigt.

Sabine De Schutter lehrt an der Hochschule Wismar und ist Botschafterin für Women in Lighting (https://womeninlighting.com) in Deutschland.

https://www.studiodeschutter.com
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