Museumsbeleuchtung: Licht zwischen Erinnerung, Architektur und Exponat
Museumsbeleuchtung bewegt sich immer im Spannungsfeld zwischen Atmosphäre, Konservierung und Besucherführung. Licht entscheidet, wie intensiv Exponate erlebt werden, wie sich historische Räume anfühlen und wie gut sich Menschen orientieren können. Für uns bedeutet Museumsbeleuchtung, dass Architektur, Sammlung und kuratorische Idee zu einer gemeinsamen Lichtgeschichte werden.
Was gute Museumsbeleuchtung leisten muss
Anders als in vielen Galerien geht es im Museum nicht nur um eine starke Präsentation, sondern auch um langfristigen Schutz und einen effizienten Betrieb. Lichtniveaus, Betriebszeiten und Leuchtenpositionen müssen ebenso bedacht werden wie emotionale Wirkung und Orientierung.
- Konservierung: Begrenzte Lux-Werte, reduziert UV- und IR-Anteile, bewusst eingesetzte Betriebszeiten.
- Dramaturgie: Hierarchie aus Grundlicht, Akzenten und bewusst dunkleren Zonen.
- Ergonomie: Blendfreie Sicht, klare Lesbarkeit von Texten und Objekten.
- Flexibilität: Stromschienen, wechselbare Optiken, Szenensteuerungen für neue Ausstellungen.
- Empfindliche Objekte: Textilien, Papier und Grafiken mit niedrigen Lux-Werten und möglichst kurzen Leuchtzeiten planen.
- Materialgerecht beleuchten: Metalle, Glas, Stein und Holz reagieren sehr unterschiedlich auf Glanz, Schatten und Reflexe.
- Konstante Stimmung: Tageslichtkontraste berücksichtigen und mit dimmbarer, steuerbarer Kunstbeleuchtung ausgleichen.
- Wartung mitdenken: Leuchten so integrieren, dass spätere Justierungen und Lampenwechsel einfach möglich bleiben.
Museumsbeleuchtung und Galeriebeleuchtung – eine gemeinsame Sprache
Galeriebeleuchtung und Museumsbeleuchtung teilen viele Prinzipien: Beide lenken Aufmerksamkeit, betonen Materialität und formen Atmosphäre. Während Galeriebeleuchtung oft sehr stark auf wechselnde Präsentationen und Verkaufssituationen reagiert, muss Museumsbeleuchtung zusätzlich konservatorische Vorgaben, Besucherströme und den Charakter des Hauses berücksichtigen.
In beiden Fällen verstehen wir Licht als kuratorisches Werkzeug: Es erzählt, ordnet und gibt einzelnen Exponaten oder Räumen eine eigene Stimme. Wer mehr über Galeriebeleuchtung erfahren möchte, findet im entsprechenden Beitrag eine vertiefende Perspektive auf diesen Bereich.
Museumsbeleuchtung in einem historischen Denkmal: Burg Vischering
Burg Vischering gehört zu den ältesten und am besten erhaltenen Burgen im Münsterland. Das Ausstellungskonzept sah vor, die Burg selbst als Hauptexponat zu zeigen – mit all ihren Schichten, Materialien und Spuren der Geschichte. Die Museumsbeleuchtung musste daher Architektur, Ausstellung und Wegeführung zugleich tragen.
Unser Ziel war eine Beleuchtung, die über die Atmosphäre wahrgenommen wird, nicht über sichtbare Technik. Maßgefertigte Leuchten fügen sich in die historische Substanz ein, während der Rittersaal bewusst aus dieser Zurückhaltung ausbricht: Hier wurden zwei eigens entwickelte, DMX-steuerbare Kronleuchter geplant, die auf historischen Vorbildern basieren und Teil einer dynamischen Lichtinszenierung sind.
- Niedrige Grundbeleuchtung für eine weiche, warme Atmosphäre.
- Gezielte Akzente auf Exponaten, um eine klare visuelle Hierarchie zu schaffen.
- Eine „Beleuchtungsfamilie“ aus subtilen, klassischen Leuchten für alle Räume.
- Integrierte Notbeleuchtung, die die historische Architektur respektiert.
In den Küchen- und Werkstatträumen wurde eine minimalistische, aber klassische Beleuchtungslösung realisiert, die sich eng an die bestehende Architektur anlehnt. Für uns bedeutet Museumsbeleuchtung hier vor allem: Atmosphäre erzeugen, die Burg als Hauptexponat lesbar machen und Besuchende intuitiv durch die Räume führen.
Museumsbeleuchtung in Berlin: Centrum Judaicum
Die ehemalige Neue Synagoge, heute Centrum Judaicum, ist ein starkes Symbol für die Geschichte des Judentums in Berlin. Das Ausstellungsteam entschied, das Gebäude selbst als Hauptexponat zu inszenieren. Die Herausforderung: eine in die Jahre gekommene Beleuchtung mit Halogen und Kompaktleuchtstofflampen in ein zeitgemäßes, effizientes LED-System zu überführen – ohne die Denkmalstruktur zu beeinträchtigen.
Die neue Museumsbeleuchtung verfolgt mehrere Ziele gleichzeitig: die Architektur lesbar machen, historische Details hervorheben, Exponate präzise inszenieren und eine Lichtatmosphäre schaffen, die temporäre und dauerhafte Ausstellungsebenen unterstützt. Neben regulären Stromschienenstrahlern kamen Konturenstrahler und unterschiedliche Farbtemperaturen zum Einsatz, um einzelnen Werken mehr Tiefe zu geben.
- Umstellung auf LED, inklusive DALI-steuerbarem, dynamischem Weißlicht.
- Maßgeschneiderte Aufhängelösungen für Gewölbedecken, ohne historische Bauteile zu verletzen.
- Mischung aus warmem und kühlerem Licht, um Gemälde, Metalle und Oberflächen differenziert zu zeigen.
- Sonderleuchten in Rotunde und Repräsentantensaal als Lichtzeichen mit inhaltlicher Bedeutung.
In der Rotunde sorgt ein großer, in zwei Teile getrennter Kronleuchter für dynamische Weißlicht-Stimmungen, die sich an der Tageszeit orientieren. Der gebrochene Leuchtenkörper verweist zugleich auf die fragmentierte Geschichte des Ortes. Im Repräsentantensaal übernimmt ein großformatiges Pendel die doppelte Rolle aus Raumbeleuchtung und Fassadenwirkung nach außen.
Das Treppenhaus, ursprünglich als Lichtbrunnen konzipiert, wurde mit modernisierten Pendelleuchten und dynamischem Weißlicht wieder in diese Rolle versetzt. So erzählt die Museumsbeleuchtung nicht nur die Geschichte des Ortes, sondern knüpft auch an die ursprünglichen Ideen des historischen Entwurfs an.
Nachhaltigkeit und Betrieb in der Museumsbeleuchtung
Museumsbeleuchtung ist immer auch eine Frage des Betriebs: Energieverbrauch, Wartungsintervalle und Steuerung entscheiden darüber, wie gut ein Lichtkonzept im Alltag funktioniert. Moderne LED-Technik, klare Szenen, zentrale Steuerung und robuste Komponenten helfen, Atmosphäre, Schutz und Effizienz miteinander zu verbinden.
- Mit LED-Systemen arbeiten, die langfristig verfügbar und gut wartbar sind.
- Steuerungen nutzen, die Tageslicht, Öffnungszeiten und Events berücksichtigen.
- Stromschienenlayouts so planen, dass spätere Umhängungen der Ausstellung unterstützt werden.
- Weniger Leuchten, dafür bewusst gesetzte Lichtpunkte mit klarer Funktion.
Studio De Schutter als Partner für Museumsbeleuchtung
Als Lichtplaner in Berlin arbeiten wir an Museumsprojekten, in denen Architektur, Sammlung und Geschichte gleichwertige Rollen spielen. Wir entwickeln Lichtkonzepte, die konservatorische Anforderungen ernst nehmen, gleichzeitig aber starke Atmosphären schaffen und Besucher:innen intuitiv durch den Raum führen.
Ob historische Burg, Synagoge, Stadtmuseum oder Galerie mit musealem Anspruch – wir unterstützen von der ersten Idee über Lichtkonzepte und Musteraufbauten bis zur Feinjustierung vor Ort. Mit Licht, das Erinnerung, Raum und Exponate in eine gemeinsame Geschichte übersetzt.

