Designing darkness
Als Lichtdesigner beschäftige ich mich täglich mit Wahrnehmung und den Auswirkungen von Beleuchtung. Spannend ist, dass Licht gleichzeitig Gutes bewirken kann – angenehm, stimmungsvoll, atmosphärisch, schön, ergonomisch – und zugleich schädlich sein kann, wenn es falsch eingesetzt wird. Unsere Aufgabe als Lichtdesigner:innen sehen wir darin, die negativen Aspekte ins Positive zu wenden: Lichtverschmutzung reduzieren, Blendung minimieren und das Wohlbefinden in Räumen verbessern.
Ich liebe nicht nur das Licht, sondern auch die Dunkelheit – Nachtspaziergänge, das Beobachten von natürlichem Licht und natürlicher Dunkelheit. Oder das, was davon noch übrig ist … Immer häufiger fällt mir auf, wie die Dunkelheit aus unseren Städten verschwindet. Gestern sah ich beim Heimweg, wie helles Licht aus einer privaten Küche den angrenzenden Park erleuchtete. Ein Park, der als Korridor für Fledermäuse und Vögel dient.
Als Lichtdesigner weiß ich, wie fragil Dunkelheit ist und wie sehr unser Ökosystem sie braucht. Zugvögel und Fledermäuse orientieren sich am Mondlicht. Helles Kunstlicht führt zu Desorientierung, Erschöpfung – und manchmal sogar zum Tod.
Als ich das Streulicht aus dieser Küche sah, fragte ich mich: Welche Rolle können Designer:innen spielen, um solche Lichtverschmutzung zu verhindern? Können und sollten wir diese Rolle übernehmen – oder greifen wir damit zu sehr in den privaten Raum ein? Wo liegt die Grenze zwischen individueller Freiheit und der Zerstörung der Nacht?
Es scheint, dass noch sehr viel Aufklärungsarbeit nötig ist. In einer unserer Umfragen wussten 25 % der Befragten nicht, dass Licht unserer Umwelt schaden kann und für Fledermäuse und Vögel gefährlich ist. Auch wenn das keine wissenschaftliche Studie war, ist diese Zahl dennoch bezeichnend. Wenn Bewusstsein und Bildung in diesem Bereich so langsam voranschreiten – sollten Gesetzgeber oder Designer hier aktiver eingreifen, um solche „Fehler“ zu verhindern?
In unserem Studio verstehen wir uns als Gestalter von Licht und Dunkelheit, von Wahrnehmung und Wohlbefinden. Trotzdem bin ich immer noch schockiert über die Lichtverschmutzung durch dieses eine Privathaus …
Wie seht ihr das? Was wäre eurer Meinung nach der beste Ansatz?
Lasst uns die Dunkelheit bewahren!
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