lumenpro – Eine flämische Lichtdesignerin in Berlin
Bild: Sabine De Schutter
Sabine De Schutter
Geschäftsführerin Studio De Schutter (Berlin)
Eine Karriere als unabhängige Lichtdesignerin – das ist nicht gerade die Antwort, die man erwartet, wenn man ein zwölfjähriges Kind fragt, was es später einmal werden möchte. So war es auch bei mir nicht. Ich machte Sport und zeichnete gerne, die typischen Hobbys eines Kindes. Allerdings interessierte ich mich auch für Architektur, was schon etwas ungewöhnlicher war. Wenn ich Bilder der Architektur von Victor Horta sah, war ich völlig fasziniert. Eine frühe Berufung, könnte man sagen. Niemand war überrascht, als ich Architektur studierte und anschließend einen Master in Innenarchitektur machte. Und doch kamen Licht und Beleuchtung eher zufällig in mein Leben. In meinem letzten Jahr Innenarchitektur wählte ich während einer Workshop-Woche das Modul „Licht“. Hätte ich damals eine andere Wahl getroffen, wäre meine Karriere vermutlich völlig anders verlaufen. Vorher hatte ich mich kaum mit Licht und Beleuchtung beschäftigt, doch durch dieses Modul änderte sich das komplett – und es ist mir bis heute im Gedächtnis geblieben.
Bei vielen Architekten, Innenarchitekten und auch (unabhängigen) Lichtdesignern passiert die Begegnung mit Licht und Beleuchtung eher zufällig. So war es jedenfalls, als meine Generation studierte. Lichtdesigner war damals ein unbekannter Beruf – er existierte schlichtweg nicht. Heute ist das völlig anders. Viele Architekten und Innenarchitekten haben ein gesundes Interesse an Beleuchtung, zweifeln jedoch an ihrem Wissen darüber. Schön, dass sie das eingestehen, und schön, dass sie sich dann an Spezialisten wenden – nämlich an die unabhängigen Lichtdesigner –, um sich unterstützen zu lassen.
Das ist Lichtdesign in meinen Augen geworden – eine Spezialisierung. Idealerweise sind wir von Anfang an dabei und stets über eventuelle Änderungen in einem Plan oder in seiner Ausarbeitung informiert. Man denke nur an die Beleuchtung in einer Küche. Zuerst wird der Grundriss gezeichnet, die Anordnung der Möbel und eventuell eine Kochinsel eingeplant. Danach entscheidet sich der Endkunde zum Beispiel für eine weiße Arbeitsplatte und weiße Küchenmöbel. All diese Informationen brauchen wir, um einen perfekten Plan zu erstellen. Entscheidet sich der Kunde dann doch für eine komplett schwarze Küche und wird die Beleuchtung nicht angepasst, entspricht das Ergebnis in der Regel nicht den Erwartungen. Sind wir jedoch informiert, können wir den Lichtplan – und damit auch die Wahrnehmung durch das Licht und die Atmosphäre im Raum – noch anpassen.
Die Frage, ob „Lichtdesign“ ein eigenständiges Studienfach sein sollte, ist schwer zu beantworten. Es gibt sowohl Pro- als auch Contra-Argumente dafür, es separat zu lehren, genauso wie dafür, es in Architektur- oder Innenarchitekturstudiengänge zu integrieren. Ich bin froh, dass ich in Wismar Licht studieren konnte – eine bewusste Entscheidung, um mich weiter zu spezialisieren. Berlin ist meine Heimat geworden, vielleicht auch deshalb, weil man hier sprichwörtlich an jeder Straßenecke ein Studio unabhängiger Lichtdesigner findet. In Berlin gibt es so viel mehr davon als in Belgien. Halten wir Licht und Beleuchtung vielleicht doch nicht für wichtig genug?